Süderländer Tageblatt, 5.11.2005

Trinkfest, wortkarg, treu wie Gold

Wenn Sauerländern der Spiegel vorgehalten wird. Der „Sauerland-Comic“ ist da: Liebevolle schwarzbunte Geschichten zwischen Lenne und Ruhr.

Und da sage noch einer, Sauerländer seien humorlos. Sie können sehr wohl über sich lachen und möglich macht das der Briloner Grafiker Willi Zeyen, der soeben seinen „Sauerland-Comic“ herausgegeben hat. Zeyen, gebürtiger Belgier und über das westliche Ruhrgebiet „eingewandert“, inzwischen Wahl-Sauerländer von der besten Sorte, ist den Menschen zwischen Lenne und Ruhr mit treffendem Blick und geübtem Strich näher gekommen. Liebevoll skizziert er das Leben in dem fiktiven Sauerland-Dorf „Döneken“, indem sich eine eigenartige, nein typische Ansammlung Eingeborener und Zugereister versammelt.

Man findet die Ur-Sauerländer, die voller Stolz mit der Tatsache umgehen, dass sich ihr Stammbaum im Dorf über Jahrhunderte zurückverfolgen läßt – nein, keine Inzucht. Da sind die „Pottis“, die ihr Wochenende im Sauerland verbringen, dort seit Jahren ihr Wochenendhaus haben. Und wir finden die innigst geliebten Niederländer, die in der hügeligen, rauhen Landschaft mit den beiden erstgenannten Klassen – sagen wir es vorsichtig – in Kontakt geraten. Nicht immer sehen die Sauerländer dabei vorteilhaft aus – Pottis und Niederländer aber ebenso wenig. Für sie alle gilt „Außen rauh, innen auch“. Das alles klingt noch billigem Witz, ist es aber beileibe nicht. Die Comiczeichnungen von Willi Zeyen kann man wieder und wieder beschauen und immer noch etwas Neues und doch Bekanntes finden. Schön, wenn so liebevoll der Spiegel vorgehalten wird!

Übrigens, eingefleischte Sauerländer können mit dieser Sorte Humor gut umgehen. Beispielhaft sind zwei Zuschriften an Willi Zeyen: „Sehr geehrter Herr Zeyen, mit Ihrem neuen Comic haben Sie voll ins Schwarze getroffen. Dass Sie dem 618 Jahre alten Brauchder Briloner Schnad ein zeichnerisches Denkmal gesetzt haben, macht Sie endgültig zu einem Briloner. Danke! Die Ähnlichkeit des rechten Reiters beim Ausmarsch auf Seite 19 mit einem lebenden Zeitgenossen ist verblüffend.“ Und: „Hallo, lieber Herr Zeyen! Ich als Sauerländerin habe mich so totgelacht. Dieser Comic trifft so den Sauerländer so wie er ist. Auch wenn man kein Sauerländer wäre, man könnte die Mentalität verstehen. Auch Menschen, die keine Sauerländer kennen, spätestens nach diesem Comic kann man Sauerländer verstehen. Ich hoffe , dass vielleicht ein zweiter Band in Vorbereitung ist. Ich würde gerne helfen.“ Sauerland-Comic, ISBN3-00-016572-X. Zu beziehen auch über das Internet unter www.sauerland-comic.de Der Band kostet 12,70 Euro.

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