ICOM, 1.09.2005 (Thees Carstens)

Erfundene Storys vor realistischem Hintergrund. Ein Interview mit Willy Zeyen.

COMIC!: Mir hat an dem Comic gefallen, dass man nicht nur unterhalten wird, sondern nebenbei etwas lernt über eine Gegend in Deutschland, die man vielleicht noch nicht kannte. Und über die Menschen, die dort leben. Was gefällt Ihnen persönlich an einem Comic mit Regionalbezug – mal allgemein betrachtet?

Willy Zeyen: Es ist eben der realistische Hintergrund der auch den härtesten Gag etwas glaubwürdiger macht. Bei Asterix + Luky Luke ist es ganz ähnlich. Bei LEO auch. Erfundene Storys vor realistischem Hintergrund. Leider kann man in einem Band nicht alles bringen. Ich finde die Geschichte dieser Region – wie die vieler anderer Regionen auch – sehr spannend. Ich würde auch gerne Geschichten mit historischem Hintergrund machen. Z.B. aus der Zeit des 30-jährigen Krieges der in dieser Region wütete (s. Simplizissimus in Soest). Mit regionalen Themen befassen sich auch die regionalen Medien. Das kann ein großer Vorteil sein. Ein Sauerland-Comic könnte in den Medien – so glaube ich – größere Beachtung finden als ein neuer Comic mit dem Titel "Fips der Turbohund".

COMIC!: Der "Sauerland-Comic" hält sehr gut die Waage zwischen regionalen Anspielungen und allgemeinverständlichen Pointen. Er lässt sich auch gut von Nichtsauerländern lesen. Wie hält man so eine Balance?

Willy Zeyen: Die Balance? Ich bin halt beides: Ein Nicht-Sauerländer und ein Wahl-Sauerländer zugleich.

COMIC!: Comics über eine Region zu veröffentlichen ist eine Marktnische, die noch nicht viele Zeichner entdeckt haben, die aber hier und da wirtschaftlich sehr gut funktioniert. Zum Beispiel, weil man in manchen Regionen mit solchen Comics große Gruppen von Touristen erreichen kann. Sie haben in der Werbung gearbeitet: Wie sollten Comics mit Regionalbezug geschrieben und gezeichnet sein, damit sie gute Chancen auf ein breites Publikum haben? Wie werden Sie den "Sauerland-Comic" vermarkten?

Willy Zeyen: Der Comic sollte schon unverwechselbar sein, sonst ist es kein Regional-Comic mehr. Vermarktungsrezepte gibt es leider nicht. Der Touristikmarkt ist auf jeden Fall interessant. Es kann durchaus sein, daß der Tourist oder der außenstehende Ruhrgebietler mehr gefallen an dem Album findet als der Sauerländer selbst. Man lacht lieber über andere als über sich selbst. Und da ist noch die Geschichte mit dem Propheten im eigenen Land...

Das komplette Interview finden Sie hier als PDF-Download...

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